In dieser Episode geht es um die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm. Wir tauschen uns über die Vorzüge, Nachteile, Chancen und Risiken dieser Ausschreibungsart von Bauleistungen aus.
Grundlagen
Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ist in § 7c VOB/A und § 7c EU VOB/A geregelt. Es handelt sich um eine Variante der Leistungsbeschreibung, bei der der Bieter große Freiheiten bei der Ausgestaltung der Leistungsdetails hat.
Da es sich um eine Abweichung vom Regelfall, der Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis (§ 7b VOB/A und § 7a EU VOB/A), handelt, müssen gewisse Voraussetzungen vorliegen, um diese besondere Form zu wählen. Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ist nur zulässig, „um die technisch, wirtschaftlich und gestalterisch beste sowie funktionsgerechteste Lösung der Bauaufgabe zu ermitteln.“.
Vorteile und Chancen
Die Vergabe in Form einer Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm fordert eine geringere Planungstiefe. Der künftige Auftragnehmer übernimmt einen Großteil der Planung. Der Markt ist also gefragt, die beste Lösung für die Bauaufgabe zu finden. Außerdem kann sich ein Auftraggeber durch eine Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm zahlreiche Einzelvergaben sparen. Erst durch die gemeinsame Vergabe nahezu aller Bauleistungen wird die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm möglich.
Nachteile und Risiken
Neben den Vorteilen bestehen auch Risiken. Wenn ein Auftraggeber die konkrete Ausgestaltung dem Bauunternehmer überlässt, ist zu befürchten, dass der Auftragnehmer die größtmögliche Kostenoptimierung zu seinen Gunsten vornehmen wird. Das ist grundsätzlich nicht verwerflich, der Auftraggeber profitiert ja ebenfalls vom günstigen Angebotspreis. Allerdings erfordert diese Gefahr es, dass der Auftraggeber seine Anforderungen so präzise wie möglich formuliert und, wenn erforderlich, qualitative Zuschlagskriterien neben dem Preis vorgibt.
Fazit
Der Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm wird oft mit Argwohn begegnet, jedoch ist sie ein Instrument, das bei geeigneten Projekten den Auftraggebern zahlreiche Vergaben abnehmen kann. Die verbleibende Vergabe erfordert jedoch mehr Präzision und Sorgfalt.
Manchmal begegnet man bei Auftraggebern großer Skepsis, wenn man ein derartiges Vergabemodell vorschlägt. Schließlich überlässt man die Planung nicht renommierten Architektur- und Ingenieurbüros, sondern Bauunternehmern. Hierfür ist Mut erforderlich. Dabei hilft vielleicht ein Perspektivwechsel. Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ist zwar strukturell eine Bauvergabe, da sie in der VOB/A geregelt ist. Es lässt sich jedoch genauso gut sagen, dass es die Vergabe einer Planungsaufgabe ist, bei der die Bauleistung gleich mit beauftragt wird. Mit diesem Perspektivwechsel kann es möglicherweise leichter fallen, die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Vergabe zu stellen.